Alle Menschen sind gleich, und doch ist jeder Mensch einzigartig. Die Einzigartigkeit liegt nicht nur an unserer Familie und Umwelt, die uns formt, sondern auch an unserer Genetik. Unsere Abstammung bestimmt den Bauplan des Lebens, der von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist und in der DNA in jeder Zelle des Körpers kodiert ist.
Krebs entsteht durch Veränderungen, sogenannten somatischen Mutationen, in der DNA. Bestimmte Mutationen lassen Tumorzellen entstehen, die unkontrolliert wachsen und sich im Körper verbreiten. Die klassische Medizin behandelt Krebs nach sogenannten Leitlinien. Entsprechend der Diagnose, wo der Tumor sitzt, ob in Darm, Brust, Leber oder Lunge, werden alle Patientinnen und Patienten gleich behandelt. Zwar basieren die Therapien auf bewährten und ständig optimierten Methoden, doch schlagen sie bei jedem Krebs unterschiedlich gut oder auch gar nicht an, denn jeder Krebs und jede Patientin und jeder Patient hat verschiedene Mutationen und eine eigene Genetik.
In den vergangenen Jahren haben die Technik und die Medizin ungeahnte Fortschritte im Verständnis der zellulären und genetischen Ursachen von Krebserkrankungen gemacht. Man weiß viel besser, welche Mutationen welche Effekte in einer Zelle machen und wie man sie mit zielgerichteten Therapiestrategien eindämmen kann. Mittlerweile ist es möglich für eine einzelne Patientin bzw. einen einzelnen Patienten diese somatischen Mutationen und dessen Genetik zu bestimmen.
Damit können Onkologinnen und Onkologen eine personalisierte Therapie entwickeln, nachdem die leitliniengerechte Behandlung keinen Erfolg hatte.
Die Entwicklung einer individuellen, „molekular stratifizierten“ Behandlung bedarf der Diskussion vieler Daten: des Mutationsprofils der Patientin oder des Patienten, den Vorbehandlungen, dem Wissen über gegenwärtige Medikamente und deren Einsatz in aktuellen Studien und weiteren diagnostischen Verfahren.
Solche Diskussionen finden in sogenannten Molekularen Tumorboards statt, in denen sich Ärztinnen und Ärzte und Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen Pathologie, Informatik, Genetik und Systembiologie besprechen.
Die Hoffnung ist, dass eine individualisierte Behandlung den Krebs besser bekämpft, die Patientin oder der Patient weniger an Nebenwirkungen leidet und die Kosten der Behandlung optimiert werden können.
- Molekulares Tumorboard (MTB)Eine Besonderheit im UCCSH ist das zusätzlich zu den organspezifischen Tumorkonferenzen eingerichtete Molekulare Tumorboard (MTB).
- Spezialsprechstunden Molekulare OnkologieAuf Basis molekularer und genetischer Untersuchungen können bei Patienten mit fortgeschrittenen oder seltenen Krebserkrankungen individualisierte Therapiestrategien konzipieren werden.
- Nationales Netzwerk Genomische Medizin (nNGM)Das bundesweite nNGM-Netzwerk ermöglicht allen Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs Zugang zu molekularer Diagnostik und innovativen Therapien zu ermöglichen.